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Hintergrund

Andacht Advent Kerze CC0

"Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf". (Jes 9,1)

Liebe Freundinnen und Freunde des EJA,

Advent - da kommt etwas auf uns zu. Die Kerze am Adventskranz strahlt, durchbricht die Dunkelheit. Sie erinnert uns daran, dass da etwas auf
uns zu kommt, und ein bisschen ist sie wie das Licht im Buch Jesaja, das dem Volk in der Finsternis eine neue Hoffnung gibt. Das, was da auf uns
zukommt, das Weihnachtsfest und die Erinnerung an die Geburt unseres Herrn und Bruders Jesus Christus, ist alle Jahre wieder das Gleiche,
könnte man behaupten, und doch ist dieses Jahr irgendwie Vieles ganz anders.

Wir können zurückblicken auf ein verrücktes Jahr. Zuerst Meldungen von einer neuartigen Krankheit in Fern-Ost, dann die ersten Fälle in
Deutschland. Shutdown, Masken, Kontaktbeschränkungen. Leichte Entspannung der Lage zum Sommer, sogar Freizeiten konnten stattfinden,
und dann im Herbst wie ein Paukenschlag explosionsartige Verbreitung und erneute Kontaktreduzierung, die Absage des Grundkurs, erneutes
Einstellen von Gruppen und Kreisen. Und nun endlich, wie ein helles Licht in der Finsternis, die Aussicht auf einen Impfstoff und die
Hoffnung auf ein absehbareres Ende der Pandemie.

Das Jahr 2020 hat uns viele Lektionen erteilt, mit denen keiner gerechnet hat. Wir haben festgestellt, dass Vieles, was
selbstverständlich schien, auf einmal schrecklich fehlt. Jugendarbeit ist Beziehungsarbeit, und Beziehungsarbeit findet dort statt, wo sich
Menschen begegnen. Aber wie macht man Beziehungsarbeit, wenn Menschen sich nicht begegnen dürfen? Wie hält man Gemeinschaft und Gruppen
aufrecht, wenn Gemeindehäuser geschlossen sind und keine Gruppenstunden statfinden? Wie hält man Kontakt? Wie kann man Kinder im Jungscharalter,
die zuhause bleiben müssen, begleiten? Wie wird man dem Anspruch gerecht, Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg zu begleiten und zu
stützen, wenn man sich nicht mit ihnen treffen darf - noch dazu in einer Gesamtsituation, in der die Kinder und Jugendlichen eine gute Begleitung
dringend brauchen könnten?

Auf einige Fragen haben sowohl wir im EJA als auch ihr in euren Gemeinden gute Antworten gefunden. Einige Fragen bleiben weiter offen,
mit einem großen Fragezeichen. Manche Dinge haben wir durch die Pandemie erst kennen- oder schätzen gelernt. Mit dem Aufkommen von
Videokonferenzen haben wir im EJA auch positive Erfahrungen gemacht -wir haben mit neuen Formaten experimentiert, und wir haben erlebt, dass
es auch Vorteile haben kann, wenn jeder von zuhause aus an einer Sitzung teilnehmen kann, ohne weite Anfahrten auf sich zu nehmen. Wir hatten
aber auch ab und an mal mit der Technik zu kämpfen.

2021 soll das alles wieder ein Ende haben, ein Stück alte Normalität in neuer Verpackung ist in greifbarer Nähe. Die Hoffnung ruht auf der
Verfügbarkeit eines Impfstoffs, doch der Weg zurück zur Normalität ist lang. Ein bisschen ist das wie im Buch Jesaja. Das Licht in der
Finsternis, die Hoffnung des Volks bei Jesaja, ist in der Geschichte dort ein neu geborener Thronfolger. Ein Kind, das erst heranwachsen
muss, bevor es die Hoffnungen erfüllen kann, die das Volk bereits verspürt. Natürlich kann sich jederzeit herausstellen, dass der frisch
geborene Thronfolger einen völlig ungeeigneten Charakter zum Regieren besitzt - und trotzdem, das Volk hofft einfach darauf, dass damit schon
alles gut gehen wird, und die Hoffnung des Volks verselbständigt sich dadurch und spendet Trost, auch wenn es keine Garantie für Besserung gibt.

Vielleicht ist das etwas, was uns auch bei aller Hoffnung auf einen Impfstoff klar sein muss: Niemand weiß sicher, ob der Impfstoff
tatsächlich schon sicher ist und die Zulassung erhält, und selbst dann weiß niemand genau, wie lange es dauern wird, genügend Impfdosen
herzustellen und einen genügend großen Bevölkerungsteil tatsächlich zu impfen. Auch danach kann uns niemand garantieren, dass alles gut ist, im
Gegenteil: Manche Probleme und Fragezeichen werden bleiben. Unklare Langzeit-Immunität ist eine der Unsicherheiten - aber es geht auch um
ganz praktische Fragen, wie die Jungschar, deren Teilnehmer sich über die verschiedenen Lockdowns hinweg aus den Augen verloren haben und die
deshalb vielleicht erstmal gar nicht mehr zustande kommt. Auch die Zeit nach der Pandemie wird sicher weniger normal als wir uns das manchmal
hoffen und vorstellen - es gibt Dinge, die ändern sich eben, und mit denen muss man dann leben und umgehen. Wir müssen uns sozusagen auch
darauf einstellen, dass unser Impfstoff als Thronfolger ein recht verzogener Bengel sein könnte - und trotzdem ist die Hoffnung da, dass
es anders kommt, dass sich einfach alles fügt, und diese Hoffnung ist auch völlig berechtigt.

Und wenn wir jetzt sehen, dass Hoffnung - wie bei Jesaja oder bei unserem Impfstoff beispielsweise - oft darauf beruht, dass doch auch
alles anders kommen könnte, dann strahlt immer noch die kleine, einzelne Kerze auf dem Adventskranz, und sie strahlt heller und heller. Denn sie
steht für eine andere Art von Hoffnung, für eine Hoffnung, die noch viel stärker ist, denn dort ist auch Gewissheit: Egal was noch so um uns
herum passiert, Weihnachten und die Ankunft von Jesus Christus steht bevor und rückt unaufhaltsam näher. Was die Hoffnung auf das Kind in der
Krippe angeht, können wir einfach sicher sein, dass das passieren wird - wir wissen sogar genau wann, und wir wissen: es gibt nichts, was
dazwischen kommen kann. Die Liebe unseres Vaters kommt über uns, komme was da wolle, denn er hat uns seinen Sohn geschenkt und uns dadurch
befreit und daran wird sich - alle Jahre wieder - auch niemals etwas ändern. Die kleine Kerze, die einsam am Adventskranz leuchtet, verkündet
eine starke Wahrheit. Besinnen wir uns darauf und machen wir uns klar: Egal, was die Zukunft an Überraschungen für uns bereit hält, egal,
welche Schwierigkeiten wir noch bewältigen müssen, egal, ob wir dieses Jahr auf Weihnachtsmärkte, große Feiern und vielleicht sogar den
Weihnachtsgottesdienst verzichten müssen - es wird Weihnachten, unser Herr und Bruder Jesus Christus ist nah, und unsere Erlösung durch sein
Opfer ist uns gewiss. Alle Jahre wieder eben - eine Hoffnung, vielleicht fast die einzige, die auch mit einer absoluten Garantie verbunden ist,
und die uns dadurch, so geht es zumindest mir, auch immer wieder fast unbegrenzt Kraft und Halt geben kann.

In diesem Sinne wünsche ich euch und euren Liebsten, euren Freunden und Familien, im Namen des BAK und des gesamten EJA eine besinnliche
Advents- und Weihnachtszeit und ein gesegnetes Weihnachtsfest. Wir wünschen euch, dass dieses besondere Weihnachten trotz aller Dinge, die
dieses Jahr anders sind, nicht weniger schön, nicht weniger hoffnungsvoll und nicht weniger kraftspendend wird - und vielleicht wird
es durch die Umstände dieses Jahr ja sogar ein wenig ruhiger, weniger weltlich-stressig und mit noch mehr Friede zwischen uns begangen, wer
weiß. Hört die frohe Botschaft, denn unser Herr ist nah - und er wird kommen, so viel ist sicher!

Mit den besten Wünschen und Grüßen aus dem Jugendwerk,

Janosch Albers-Zoller
1. Vorsitzender EJA